Donnerstag, 20. August 2009

Nistkasten-Innentemperaturen

http://tinyurl.com/luue8c

Heute, am bislang heißesten Tag des Jahres, habe ich Temperaturmessungen an drei Nistkästen durchgeführt.

1. Temperaturmessung in zwei baugleichen Mauersegler-Doppelnistkästen aus Holz. Der erste Kasten mit einem Holzdach, der zweite Kasten ohne irgendeinen Zusatzschutz. Die Kästen wurden nebeneinander auf eine Rasenfläche (untypisch für einen Nistkasten) gestellt, an der jeweils selben Stelle im Inneren wurde in jedem Kunstnest ein "DS1921G Thermochron iButton" plaziert, die Temperatur wurde alle 5 Minuten aufgezeichnet.



Klickbild: Ein Kasten wurde vor der Messung mit einem Dach versehen, hier die "Unterkonstruktion (damit das Holzdach nicht direkt auf dem Kasten aufliegt, sondern hinterlüftet wird).



Klickbild: die beiden Kästen während der Messung. Bis auf das Dach sind sie vollkommen baugleich. Die Logger wurden jeweils im oberen Brutplatz deponiert. Die Nistkästen sind aus 18 mm Tischlerplatten gefertigt.


Die unabhängig davon gemessene Temperatur im Schatten betrug an diesem Tag 34°C.

Grafik der Messergebnisse:



Ergebnis: das T-Maximum lag beim Kasten ohne Sonnenschutz bei 37,5°C, beim Kasten mit Sonnenschutz bei 35,5°C. Die hohe Temperatur wurde beim Kasten ohne zusätzlichen Sonnenschutz schneller erreicht und länger gehalten, der Anstieg der Innentemperatur beim Kasten mit Sonnenschutz verlief insgesamt gedämpfter.
Zu beachten ist bei dieser Messung unbedingt: das Aufstellen der Kästen auf einer Rasenfläche führt zu einer insgesamt niedrigeren Gesamttemperatur als das Aufstellen auf einer unbewachsenen Fläche ("Verdunstungskälte" durch Transpiration der Gräser) . Insofern ist diese Messung nicht sehr realitätsnah.



2. Messung in einem frei exponierten 4er-Mauerseglernistkasten, der an einer Haus-Westseite im Dachgiebel montiert ist. Der Kasten ist auf seiner Vorderseite mit einer Dachlattenreihe und einer daran befestigten Holzschindelreihe vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ("hinterlüftet").
Die Datenerfassung erfolgte wie beim ersten Versuch mit zwei "DS1921G Thermochron iButton", sie wurden in zwei der vier Nisthöhlen plaziert. Die beiden Messergebnisse waren nahezu vollständig identisch.


Klickbild: die vier weißen Pfeile zeigen auf die Einflugöffnungen der vier Mauerseglerkästen. Die beiden Temperaturlogger wurden ca. 20 cm in die beiden mittleren Einflugöffnungen reingeschoben.


Grafik der Messergebnisse:


Ergebnis: im Kasteninneren lag die Temperatur über mehr als drei Stunden bei über 40 °C. Die Maximaltemperatur lag bei 42°C (8 Grad höher als die im Schatten gemessene Maximaltemperatur), Temperaturen von 41°C und mehr wurden über mehr als 90 Minuten gemessen.



Meine Interpretation der Messergebnisse:

während heißer Sommertage können sich Süd- und Westfassaden enorm aufheizen. Ein wie auch immer gearteter Nistkasten-Sonnenschutz kann hier fast gar nichts bewirken. Die erhitzte Luft, die von unten aufsteigt, erhitzt den Kasten wie ein riesiger Heißluftfön. Schnell werden im Inneren von Nistkästen Temperaturen erreicht, die für die Jungvögel zu einer tödlichen Erhitzung führen können. Üblicherweise springen solche Jungsegler aus "Hitzenot" in die Tiefe, auch wenn sie noch nicht fliegen können. Von einer Montage von Mauersegler-Nistkästen auf Süd- und Westseiten wird daher absolut dringend abgeraten, sie sind an heißen Sommertage hochgefährliche Hitzefallen!

Ein Sonnenschutzdach kann offenbar nur einen recht begrenzten Beitrag zu niedrigeren Innentemperaturen beitragen, viel entscheidender ist der Montageort der Kästen. Optimal sind Nordseiten, gefolgt von der Ostseite. Absolut mörderische Bedingungen herrschen an heißen, strahlungsintensiven Sommertagen an allen Süd- und Westseiten!!! Es ist damit zu rechnen, dass die dort montieren Kästen im Inneren um ca. 10 Grad heißer sind als die im Schatten gemessene Temperatur. Beispiel: heißer Sommertag mit 36°C, im Nistkästen sind dann ca. 45°C zu erwarten. Das sind eindeutig mörderische Bedingungen, hier hilft den Mauerseglerküken dann nur noch der Sprung in die Tiefe...

Sonntag, 14. Juni 2009

Vorbeiflug...

Beine...

Habe mal einfach drauf los geknipst, als heute morgen eine Menge Jungsegler an die belegten Nistplätze an der Nord-Dachgaube anflogen. Qualität nicht toll, aber man sieht ganz schön die Beine + Füße...





Neuer Gruppen-Nistkasten

Kleiner Pfeil: schon belegtes Nest
Großer Pfeil: großer Gruppen-Nistkasten, oben stehen zwei kleine Lautsprecher zum Anlocken drauf...







Übersicht: rote Bereiche bieten noch Möglichkeiten für weitere Nistplätze zur Erweiterung der Kolonie. Besonders unter dem großen Balkondach sind die Möglichkeiten riesig. Dort könnten ohne Mühe mehr als 50 (!) Nisthöhlen geschaffen werden! Die Zahlen kennzeichnen die aktuelle Anzahl der Brutpaare an diesem Bereich des Hauses.

An den Fensterläden (nur noch aus optischen Gründen montiert, müssen nicht geschlossen werden) könnten eventuell 4 Doppelnistkästen montiert werden. Eine Option ist auch der Austausch der beiden oberen Einzelkästen gegen jeweils einen Doppelkasten. Auf der Ostseite incl. Balkon könnten damit bis über 70 Brutplätze entstehen. Rein theoretisch.

Sollte das jemals Realität werden, so gäbe das einen gigantischen Flugbetrieb!

Dienstag, 8. April 2008

Nistkasten-Typ 1: Holz-Doppelnisthöhle

http://tinyurl.com/5nzyd4

Dieser Nistkastentyp wird nur dann an Mauerseglerschulen verwendet, wenn ein kompletter Regenschutz gewährleistet ist. Die Stecker werden aber auch dort in einer wetterfesten Installationsdose montiert. In jedem Kasten hängen zwei kunststofflaminierte Infoblätter: ein Blatt beschreibt den Projekthintergrund und die umweltrechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Kästen abgehängt werden dürfen sowie Tips für Baumaßnahmen im Bereich der Nistkästen. Das ist für den Fall gedacht, dass irgendwann mal ein anderer Schulleiter, andere betreuende Lehrer o.ä. für geänderte Rahmenbedingungen einer teilnehmenden Mauerseglerschule sorgen...
Der andere Infozettel ist Teil des Kamerabildes und nennt die Projekt-Webseite sowie die Webseiten der wichtigsten Sponsoren. Insgesamt wurden bislang 24 Kästen dieses Typs (mit integrierter Starensperre) an Schulen eingebaut.

Nistkasten von vorne
Nestbox front


Nistkasten offen
Opened nestbox













Wasserfeste Installationsdose


Dienstag, 28. August 2007

Mauerseglernistkästen am Balkon - swift nest boxes at my balcony

Pläne für 2008: zusätzliche Nistkästen für die Balkon-Ostseite
Siehe http://www.martingrund.de/apus/
und
http://www.martingrund.de/apus/nest_telegramm.htm

Wenn möglich, werde ich am Balkon auf der Ostseite im dritten Obergeschoß noch mal die Anlockrufe abspielen. Dort befinden sich noch zwei unbelegte Brutquartiere, die ich zwischen die Dachsparren eingebaut habe. Zwar habe ich an dieser Stelle schon mal kurz angelockt, hatte die Lautsprecher dann aber abgebaut und die Ausrüstung für den Dachgiebel auf der Ostseite verwenden (zwei Stockwerke höher). Diese Aktion war ja auch mit Erfolg gekrönt (Spätbrut).

Dass die zwei Stellen am Balkon von wohnungssuchenden Seglern trotz der kurzen Anlockphase registriert worden sind, zeigt folgende Begebenheit: ich saß irgendwann Ende Juni abends auf dem Balkon, als plötzlich ein einzelner Mauersegler ohne Vorankündigung mehrmals hintereinander an eines der Einfluglöcher (direkt unter der Dachrinne) flog, sich dort einen Moment festhielt, dann wieder abflog um etwas später wieder zurückzukehren. Das Ganze spielte sich lautlos ab und es waren auch keine anderen Mauersegler in der Nähe. Der Balkon bietet langfristig hervorragende Möglichkeiten, noch weitere Bruthöhlen ganz unauffällig in die vorhandene Bausubstanz zu integrieren. Wenn ich nur auf der Hälfte des Balkons Nistkästen anbringe, dann können mind. 12 Bruthöhlen mit den Dimensionen 20 cm [Breite] x 60 cm [Länge] x 25 cm [Höhe] montiert werden.







Bilder der zwei schon eingebauten Bruthöhlen:


Ansicht von außen:


Ansicht von innen bei geöffneter Klappe:

Sonntag, 24. Juni 2007

Konfiguration einer automatischen akustischen Anlockung

Shortlink: http://tinyurl.com/26m7u7

Die Mauersegler werden mit einer per Zeitschaltuhr gesteuerten, automatisch abspielenden Vorrichtung angelockt.


1. Die Elemente


Klickbild

- CD-Spieler (1) mit Trafo (2), dieser wird an die Steckerleiste (9) angeschlossen
- CD mit Anlockrufen (3)
- Kräftiges Spanngummi (4), z.B. wie man sie für das "einwecken" von Obst verwendet.
- Weinkorken (5)
- Audio-Verlängerungskabel (6), wird zwischen CD-Player und den Lautsprechern montiert. Es hat 3.5 mm Klinkenstecker.
- Ein Paar Aktiv-Lautsprecherboxen (7), wird an die Steckerleiste (9) angeschlossen
- Mehrfachsteckdose für mind. zwei Anschlüsse (9)
- Zeitschaltuhr (10), steuert die Stromzufuhr der Steckerleiste. Wenn die Zeitschaltuhr ausgeht, dann wird der CD-Spieler und die Lautsprecher abgeschaltet. Vermeidet, dass die Lautsprecher anbleiben und unnötig Strom verbrauchen, wenn der CD-Player aus ist.

Wichtig: nicht die Steckerleiste wird also in die Steckdose gesteckt, sondern die Zeitschaltuhr, an der die Steckerleiste hängt!


2. CD-Player für automatische Einschaltung vorbereiten (sehr wichtig!), Variante 1

Es gibt für die vollautomatische Anlockung eine grundsätzliche Schwierigkeit: alle bisher getesteten transportablen CD-Player starten bei Stromzufuhr NICHT selbstständig, sondern gehen nur zum ersten Musikstück und BLEIBEN DANN STEHEN!
Mit Hilfe von einen kleinen Trick kann man das automatische Starten trotzdem erreichen: der Startknopf muss DAUERHAFT GEDRÜCKT sein.

Klickbild: der Startknopf (1)

Das geht zum Beispiel dadurch, dass man einen gebrauchten Weinkorken mit Hilfe eines kräftigen Spanngummis fest und dauerhaft auf den Startknopf drückt! Meist geht das mit einem hörbaren "Klick".
So sieht der modifizierte CD-Spieler aus (Klickbild):



Klickbild: Kräftiges Spanngummi (1) und Weinkorken (2) drücken dauerhaft auf den Startknopf!


3. CD-Player für automatisches Abspielen vorbereiten (sehr wichtig!), Variante 2

Da die Variante mit Korken und Einmachgummi erfahrungsgemäß eine wackelige Angelegenheit ist, stelle ich noch kurz eine Alternative vor.

- CD-Player in den Dauerabspielmodus versetzen (automatische Wiederholung). Leider kann ich nicht generell für alle Modelle sagen, wie man beim CD-Player diesen Modus aktiviert. Bei einigen Modellen erscheint im Display ein Kreis mit Pfeil für Dauerabspielen oder ähnliches. Hier hilft manchmal nur ausprobieren. Für das Gelingen des Projektes ist es allerdings unerlässlich, dass während der Brutzeit der CD-Player tatsächlich korrekt abspielt, ansonsten hat man wieder ein ganzes Jahr verschenkt!

- Lautsprecherboxen über die Zeitschaltuhr steuern - die Aktivboxen werden also über die Zeitschaltuhr mit Strom versorgt!

Bei dieser Variante wird die Qualität des CD-Spielers zwar auf eine harte Probe gestellt (das Gerät muss dann fast 3 Monate im Dauerbetrieb spielen) , aber dafür sollte das System leichter zu konfigurieren sein. Einige Schulen haben diese Variante schon ausprobiert und der CD-Spieler tut's immer noch... :-)

4. CD-Spieler durch Audio-Verlängerungskabel mit den Lautsprechern verbinden

Meistens ist die Anlockstelle einige Meter vom CD-Spieler entfernt, das Kabel der Aktiv-Lautsprecherboxen ist fast nie lang genug. Das Verlängerungskabel wird beim CD-Player in den Anschluß "Line Out" gesteckt (ist dem Kopfhöreranschluß vorzuziehen) und auf der anderen Seite mit dem Audiokabel der Aktivlautsprecherboxen verbunden.


Klickbild: übliche Anschlüsse bei einen CD-Walkman sind Kopfhörerausgang (2, hier mit "Phone" beschriftet) und der sog. "Line Out"-Ausgang (1). Das Verlängerungskabel wird in den "Line Out"-Anschluß gesteckt.


Klickbild: das Verlängerungskabel wird zwischen CD-Spieler (2) und dem Kabel der Lautsprecherboxen (3) montiert. Über (1) wird dieser CD-Walkman per Trafo an das Stromnetz angeschlossen. Ort des Anschlusses variiert bei den verschiedenen Modellen.


Klickbild: angeschlossenes Verlängerungskabel

5. Zeitschaltuhr vorbereiten

Die Anlockung der Mauersegler läuft nicht pausenlos den ganzen Tag, sondern bevorzugt am Morgen und Abend. Nachmittags sind sie fast immer unterwegs, es macht daher wenig Sinn, in dieser Zeit anzulocken. Die meisten günstigen mechanischen Zeitschaltuhren haben minimale Schaltintervalle von 15 Minuten. Folgende Anlockzeiten haben sich sehr gut bewährt, ich empfehle daher diese vorgeschlagenen Zeiten zu übernehmen:

06.30 Uhr bis 07.00 Uhr: AN
07.00 Uhr bis 07.15 Uhr: AUS
07.15 Uhr bis 07.45 Uhr: AN
07.45 Uhr bis 08.00 Uhr: AUS
08.00 Uhr bis 08.30 Uhr: AN
08.30 Uhr bis 08.45 Uhr: AUS
08.45 Uhr bis 09.15 Uhr: AN
09.15 Uhr bis 10.45 Uhr: AUS
10.45 Uhr bis 11.15 Uhr: AN
11.15 Uhr bis 18.45 Uhr: AUS
18.45 Uhr bis 19.15 Uhr: AN
19.15 Uhr bis 19.30 Uhr: AUS
19.30 Uhr bis 20.00 Uhr: AN
20.00 Uhr bis 20.15 Uhr: AUS
20.15 Uhr bis 20.45 Uhr: AN
20.45 Uhr bis 21.00 Uhr: AUS
21.00 Uhr bis 21.30 Uhr: AN
21.30 Uhr bis 06.30 Uhr: AUS

Bei schlechtem Wetter (kalt und nass) ist es weitgehend sinnlos anzulocken, weil unsere "Mauersegler-Zielgruppe", die wohnungssuchenden Jungsegler (2-3 Jahre alt) das Schlechtwettergebiet meist vollständig verlassen und erst bei besserem Wetter wiederkommen.



Bei den meisten mechanischen Zeitschaltuhren werden bewegliche Stifte (pro Stift z.B. 15 Minuten) nach oben oder unten gedrückt.


Klickbild: typisches Bild einer fertigen Programmierung. Man erkennt recht gut die jeweils zwei nach unten gedrückten Stifte, die jeweils eine halbstündige Einschaltphase steuern. Dazwischen liegen meist 15-minütige Pausen. Diese sind notwendig, damit der CD-Player anschließend wieder selbstständig neu startet.


Klickbild: die Ziffern am Rand verdeutlichen die oben genannten Einschaltphasen.


Klickbild: Zeitschaltuhr von der Seite. AUS (1) und EIN (2)-Schaltphasen sind gut zu erkennen. Schalter (3) ist auf Zeitschaltuhrbetrieb gestellt, man kann auch auf manuellen Dauerbetrieb stellen. Bitte unbedingt kontrollieren, ob dieser Schalter richtig steht.

Mögliche Fehler bei der Programmierung von mechanischen Zeitschaltuhren:
1. Die Stifte sind nicht eindeutig nach oben oder unten gedrückt. Die Stifte am besten mit einem Schraubenzieher o.ä. in die richtige Position bringen.
2. Die Zeitschaltuhr ist mit einem Schalter auf der Seite auf Dauer-EIN gestellt. Bitte diesen Schalter in die Position für Zeitschaltuhrbetrieb stellen!



Alles fertig konfiguriert, es kann losgehen



Nachdem alles verkabelt und programmiert ist, wird das Lautsprecherpaar möglichst dicht neben den Nistkasten gehängt, bitte unbedingt auf eine WETTERFESTE MONTAGE achten. Die Lautsprecher dürfen keinesfalls nass werden! Falls die Nistkästen nicht über einem großen Dachüberstand hängen, sollte man daher ein solides Schutzdach über dem Nistkasten anbringen. Es kann entfernt werden, wenn sich mit absoluter Sicherheit ein erstes Brutpaar niedergelassen hat!